Im Chemiepark Marl kam es zu einem spannenden Treffen führender Vertreter aus Wirtschaft, Forschung und Politik. Beim „Battle of Powers“ wurde lebhaft über die Zukunft von Speichertechnologien für die Energiewende diskutiert.
Die Veranstaltung wurde von der Technologieförderung Münster GmbH und der WiN Emscher-Lippe GmbH in Zusammenarbeit mit der IHK Nord Westfalen, niederländischen Partnern wie dem Twente Board und Oost NL sowie dem Chemsite e.V. organisiert. Sie beleuchtete die Funktionsweise und Produktionsprozesse von Batterien und Wasserstofftechnologien von der Zelle zum Modul bzw. zum Stack bis zur Anwendung.
Batterie und Wasserstoff: Eine geniale Kombination für die Energiewende
Beide Technologien basieren auf Elektrochemie, einer Disziplin, die im Zeitalter von Öl und Gas in den Hintergrund gerückt war, jedoch nun im Zuge der Energiewende wieder an Bedeutung gewinnt. Die Veranstaltung machte eines deutlich: Batterien und Wasserstoff sind keine Konkurrenten – ganz im Gegenteil: Die beiden Technologien ergänzen sich und treiben gemeinsam die Energiewende voran – in ihren ganz eigenen Anwendungsfeldern.
Andreas Bothe, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Münster, begrüßte die Teilnehmenden daher mit den folgenden Worten: „Es ist entscheidend zu betonen, dass Batteriezellen und Wasserstoff in einer komplementären Beziehung zueinanderstehen. Wir haben es daher nicht mit einem „Battle of Powers“, sondern vielmehr mit einer „Bridge of Powers“ zu tun. Technologieoffen und lösungsorientiert vorzugehen heißt die Batterietechnologie und den Wasserstoff gleichermaßen in den Blick zu nehmen und ihre spezifischen Potenziale zu heben. Der Regierungsbezirk Münster bietet hierfür einen idealen Standort.“
Das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region haben sich auf die Entwicklung und Produktion von Batterien, Brennstoffzellen und Elektrolyseuren spezialisiert. Unternehmen wie Aumann AG, Cummins Inc., Evonik Industries AG, Matthews International GmbH und Forschungsinstitute wie das MEET Batterieforschungszentrum Münster, die Fraunhofer Forschungsfertigung Batteriezelle FFB, das Westfälische Energieinstitut in Gelsenkirchen und die Kooperationsplattform MAT4HY.NRW setzen hier neue Maßstäbe. Die Veranstaltung unterstrich zudem die Bedeutung, Zulieferer und Hersteller stärker für die technologischen Herausforderungen zu sensibilisieren und den Austausch zwischen den Akteuren der Region zu intensivieren.
Synergien zwischen Forschung und Anwendung
Sowohl in der Batterie- als auch in der Wasserstofftechnologie sind präzise abgestimmte Prozesse und Materialien notwendig, um kostengünstige, effiziente und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Die perfekte Batterie oder den optimalen Elektrolyseur gibt es nicht, sondern nur eine für den jeweiligen Anwendungsfall am besten geeignete Lösung.
Es gibt zum Beispiel nicht „die“ eine Lithium-Ionen-Batterie, sondern eine große Material- und Designvielfalt. Mehr als hunderttausend mögliche Materialkombinationen wurden bereits untersucht, aber nur wenige haben es in die kommerzielle Nutzung geschafft. Dank Baukastenprinzip und automatisierten Produktionsmethoden sind die Preise für Batterien in den letzten Jahren drastisch gesunken.
Auch bei den Wasserstofftechnologien kommt je nach Anwendungsprofil und Herstellererfahrungen eine andere Technologie zum Einsatz. Es gibt verschiedene Technologien, die eingesetzt werden können, je nachdem, welche Größenordnung benötigt wird, wie kontinuierlich grüner Strom zur Verfügung steht und auf welchem Druckniveau der Wasserstoff bereitgestellt werden soll. Dazu gehören die alkalische Elektrolyse, die PEM-Elektrolyse (Protonenaustauschermembran) und die AEM-Elektrolyse (Anionenaustauschmembran). Auch hier kann man bereits eine Lernkurve beobachten, aber die notwendigen Skaleneffekte müssen durch den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft erst noch erzielt werden, um vergleichbare Kosteneinsparungen zu realisieren.
Thomas Basten, Standortleiter des Chemieparks Marl, betonte in seiner Rede die Bedeutung grüner Moleküle wie Wasserstoff für die Energiewende: „Die Energiewende braucht grüne Moleküle! Ohne sie wird die Defossilierung verschiedener Industrien nicht gelingen. Dies ist gerade für eine im Strukturwandel begriffene Region wie das Ruhrgebiet von zentraler und strukturpolitischer Bedeutung. Die Ruhr-Wirtschaft mit ihrem industriellen Kern ist hier besonders betroffen. Deshalb ist im Ruhrgebiet auch der Bedarf an Wasserstoff besonders hoch. Der Wasserstoffmarkthochlauf ist jedoch kein Selbstzweck, sondern kann neben dem Klima den Fortbestand zehntausender hochwertiger Arbeitsplätze sichern. Der Chemiepark Marl ist hierfür ein hervorragendes Beispiel und bereits bestens aufgestellt, ein erster großer Wasserstoffhub in Deutschland zu werden. Wir bringen Erfahrung aus 80 Jahren Erzeugung, Umschlag und Transport von Wasserstoff mit, verfügen bereits über Wasserstoffpipelines und sind mit GetH2 in Zukunft ein wichtiger Akteur im Netz des grünen Wasserstoffs in NRW, als Startpunkt zum weiteren Ausbau in den Süden der Republik.“
Michael Theben, Abteilungsleiter Klimaschutz im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie brachte dies wie folgt auf den Punkt: „Wenn es uns nicht gelingt grünen Wasserstoff im Chemiepark Marl zu etablieren, wo sonst in Nordrhein-Westfalen? Hier sind die Voraussetzungen ideal, um zu zeigen, dass es geht.“
Bei der Veranstaltung haben sich zum ersten Mal Technologie- und Lösungsanbieter für Batterie- und Wasserstofftechnologien in Nordrhein-Westfalen getroffen. Durch den Blick über den Tellerrand können die Akteure voneinander lernen und so Synergien zwischen Forschung und Anwendung entstehen. Denn die technologische Entwicklung ist noch lange nicht am Ende, sie nimmt erst jetzt richtig Fahrt auf.
Ein Blick in die Zukunft: TECH.LAND-Initiative
Die Veranstaltung fand im Rahmen der deutsch-niederländischen TECH.LAND-Initiative statt. Die Idee ist, die grenzüberschreitende Region Emscher-Lippe, Münsterland und Ostniederlande als einen der Top-3-Standorte für Energieinnovationen in Europa zu positionieren. Im Fokus stehen dabei Forschung und Entwicklung, neben anderen Technologien, die Vertiefung von Geschäftsbeziehungen und die Rolle als Schnittstelle zwischen den nationalen Wasserstoff- und Batterieprogrammen.
Fazit: Kein Wettbewerb der Technologien, sondern eine stimulierende Koexistenz
Die Veranstaltung „Battle of Powers“ hat gezeigt, dass man den Wettbewerb zwischen Batterie- und Wasserstofftechnologien nicht in Schwarz-Weiß-Kategorien führen kann. Beide Technologien haben ihre Vorteile und Einsatzgebiete. Entscheidend ist, dass in der Region Münsterland und Emscher-Lippe ein starkes Netzwerk aus Forschungseinrichtungen, Unternehmen und politischen Akteuren existiert, das sich gegenseitig stimuliert und gemeinsam daran arbeitet, die Zukunft der Energiewende zu gestalten.
Kontakt:
WiN Emscher-Lippe GmbH
Nils Westerveld
02366 1098 36
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